Public Value: ein Paradigmenwechsel

Die digitale Transformation der öffentlichen Verwaltung ist mehr als ein technisches Modernisierungsprojekt. Sie bietet die Chance zu einem tiefgreifenden Kulturwandel, der sich auch in der Verwaltungswissenschaft zunehmend abzeichnet als Paradigmenwechsel: weg vom New Public Management (NPM), hin zur Public Value Creation.

Während NPM über Jahrzehnte die Reformagenda dominierte – mit Fokus auf Effizienz, Wettbewerb und Output-Steuerung – zeigen sich heute die Grenzen dieser Konzeption. Die Digitalisierung stellt neue Anforderungen: Sie verlangt nicht einfach funktionierende IT-Systeme, sondern aktualisiert auch qualitative Ansprüche an öffentliche Institutionen: Vertrauen, Teilhabe und gesellschaftliche Relevanz sind grundlegende Erfolgsfaktoren der digitalen Transformation.

Public Value als neues Leitbild

Das Konzept des Public Value, wie es von Mark Moore geprägt wurde, rückt die Frage in den Mittelpunkt, welchen Wert öffentliche Leistungen für die Gesellschaft haben. Es geht um mehr als Effizienz: Es geht um Legitimität, Akzeptanz und Wirkung. Digitale Verwaltungsleistungen müssen nicht nur technisch funktionieren – sie müssen sinnvoll, gerecht und inklusiv sein.

In Deutschland findet dieses Denken zunehmend Eingang in die Verwaltungswissenschaft. Forschungsprojekte, Studiengänge und Praxisinitiativen greifen Public Value auf und verbinden ihn mit Themen wie Public Service Design, Wirkungsorientierung, digitale Souveränität und Governance-Innovation. Auch die Diskussion um die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes (OZG) zeigt: Es reicht nicht, Leistungen digital bereitzustellen, sie müssen bürgerzentriert und gemeinwohlorientiert gestaltet sein.

Wer schafft Public Value?

Public Value entsteht nicht nur in Behörden. Auch die rund 40.000 Digitalexpert:innen, die in Beratungen und Dienstleistungsunternehmen an der Digitalisierung der Verwaltung mitarbeiten, tragen dazu bei. Sie bringen technisches Know-how, methodische Expertise und tiefes Verständnis für gesellschaftliche Folgen mit. Ihre Arbeit – ob in der Entwicklung von Fachverfahren, im UX-Design oder im Projektmanagement – ist Teil einer kollektiven Wertschöpfung für die Gesellschaft.

Neue Rollen für Verwaltung und Management

Der Wandel hin zur Public Value-Orientierung verändert auch die Rolle von Führungskräften im öffentlichen Sektor. Sie sind nicht mehr nur Manager:innen von Ressourcen, sondern Gestalter:innen öffentlicher Werte. Das bedeutet:

  • Strategische Steuerung mit Blick auf gesellschaftliche Wirkung
  • Zusammenarbeit mit externen Partnern und Zivilgesellschaft
  • Förderung von Innovation und Partizipation

Die Digitalisierung der Verwaltung kann Katalysator sein für das Schaffen von Public Value. Sie eröffnet neue Möglichkeiten, Leistungen bürgernäher, gerechter und wirksamer zu gestalten. Damit wird deutlich: Die Zukunft der Verwaltung liegt nicht in der Optimierung von Prozessen allein, sondern in der Gestaltung von Gemeinwohl.

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