Was ist Public Value Design?

Die öffentliche Verwaltung steht vor einer historischen Herausforderung: Die digitale Transformation verändert nicht nur Prozesse, sondern auch die Erwartungen der Bürger. Es reicht nicht aus, abstrakte Effizienzversprechen zu formulieren. Für die Umsetzung brauchen wir konkrete Leistungsdefinitionen, die gesellschaftlichen Nutzen als exekutive Ziele beschreiben. Denn leistungsstarke Verwaltung bedeutet nicht bloß Effizienzsteigerung, sie schafft auch Vertrauen ind staatliche Handlungsfähigkeit und sichert demokratische Legitimation. Public Value Design setzt genau hier an: Als Gestaltungsansatz für den öffentlichen Sektor, der den Wert staatlichen Handelns für die Gesellschaft ins Zentrum rückt.

Der Grundgedanke von Public Value nach Moore ist, dass Menschen eine Gesellschaft schätzen, die nicht nur Wohlstand bieten, sondern auch von Gemeinschaftssinn, Gerechtigkeit und Fairness geprägt sind – und dass sie bereit sind, ihre Energien und Ressourcen einzusetzen, um diese Bedingungen sowohl für sich selbst als auch für ihre Mitbürgerinnen und Mitbürger zu verwirklichen.

Das konzeptionelle Fundament: Public Value nach Moore

Der Begriff Public Value wurde vom amerikanischen Verwaltungswissenschaftler Mark Moore geprägt. In seinem Werk Creating Public Value (1995) entwickelte er das Strategic Triangle, ein Modell, das öffentliche Manager bei der strategischen Ausrichtung unterstützt. Er beschreibt drei zentrale Dimensionen:

  • Wert für die Öffentlichkeit
    Welche gesellschaftlichen Ziele sollen erreicht werden? Geht es um Sicherheit, Bildung, Nachhaltigkeit oder soziale Teilhabe?
  • Legitimität und Unterstützung
    Ist das Vorhaben politisch und gesellschaftlich akzeptiert? Gibt es Rückhalt bei Stakeholdern und Bürgern?
  • Betriebliche Kapazität
    Verfügt die Organisation über die Ressourcen, Kompetenzen und Strukturen, um die Ziele umzusetzen?

Dieses Modell stellt eine Alternative zum Paradigma des New Public Management dar, das stark auf Effizienz und Kostenreduktion fokussiert. Public Value hingegen fragt: Was ist der gesellschaftliche Mehrwert staatlichen Handelns?

Praktische Anwendung im öffentlichen Sektor

Das Konzept ist längst nicht mehr nur Theorie. In Deutschland und Europa findet Public Value zunehmend Anwendung:

Kommunalverwaltungen
Forschungsprojekte, etwa an der HSPV NRW, nutzen Public Value als Messgröße für Gemeinwohlorientierung. So wird überprüft, ob kommunale Leistungen tatsächlich gesellschaftlichen Nutzen stiften.

Public Corporate Governance
Öffentliche Unternehmen orientieren ihre Geschäftsmodelle zunehmend an Public Value statt an Gewinnmaximierung. Das stärkt Akzeptanz und Vertrauen.

Hertie School und Hochschulen
In Studiengängen wie „Public Policy“ wird Public Value als Leitprinzip für Governance und Leadership vermittelt. Die nächste Generation von Führungskräften lernt, Entscheidungen am Gemeinwohl auszurichten.

Digitale Transformation
Projekte an der HVF Ludwigsburg zeigen, wie digitale Technologien Public Value schaffen können – etwa durch nutzerzentrierte Services, offene Daten und Kooperation zwischen Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft.

Public Value Design und Digitalisierung

Die Digitalisierung zwingt Verwaltungen, ihre Prozesse neu zu denken. Public Value Design bietet hier einen normativen Kompass und gleichzeitig eine praktische Governance-Perspektive:

  • Nutzerzentrierung statt Behördenlogik
    Digitale Services müssen sich an den Bedürfnissen der Bürger orientieren, nicht an internen Strukturen.
  • Transparenz und Partizipation
    Digitale Plattformen ermöglichen Einbindung und Feedback – ein Schlüssel für Legitimität.
  • Ko-Kreation mit Stakeholdern
    Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft gestalten gemeinsam Lösungen, die akzeptiert und wirksam sind.

So wird Public Value Design zur Brücke zwischen technologischer Innovation und demokratischer Legitimation.

Fazit: Public Value Design für gemeinwohlorientierte Verwaltungsleistungen der Zukunft

Public Value Design lässt sich als Steuerungsinstrument verstehen, mit dem sich abstrakte Ideen der Gemeinwohlorientierung für Umsetzung operationalisieren lassen. Es soll als Governance-Framework Entscheiderinnen und Entscheider in die Lage versetzen, Effizienzen zu konkretisieren, zu analysieren und zu priorisieren. Damit können sie gesellschaftliche Nutzen politisch plausibilisieren, Zielkonflikte antizipieren und klare Zielbilder für die Umsetzung vorgeben. Für die Herausforderungen der digitalen Transformation bietet dieser Ansatz das Potential, gesellschaftliche Innovationskraft und ökonomische Rahmenbedingungen zu verbinden.

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